Alle reden von authentischer Führung. Von sich selbst treu bleiben, von Echtheit und Transparenz. Klingt toll – ist aber ein Mythos.
Eine Führungskraft ist nie „nur sie selbst“. Sie ist Rolle, Projektionsfläche, Vorbild, Vermittler, Stratege, manchmal Blitzableiter, manchmal Motivator. Wer glaubt, er könne als Chef oder Chefin einfach „nur authentisch“ sein, blendet die Verantwortung aus, die mit Führung einhergeht.
Denn Führung bedeutet Balance. Zwischen den eigenen Werten und den Erwartungen des Unternehmens. Zwischen Ehrlichkeit und Diplomatie. Zwischen Nähe und Distanz. Zwischen dem, was ich gerne sagen würde – und dem, was ich sagen muss.
Das heisst nicht, dass man eine Maske tragen soll. Aber es heisst, dass reine Authentizität eine Illusion ist. Eine gute Führungskraft ist nicht die, die immer nur „sie selbst“ ist. Sondern die, die ihre Rolle reflektiert und bewusst gestaltet.
Echte Stärke zeigt sich nicht im naiven „Ich bin halt so“.
Sondern im bewussten Umgang mit der eigenen Wirkung.
Vielleicht sollten wir also aufhören, Authentizität als Führungsideal zu predigen – und stattdessen über Integrität, Wirkung und Verantwortung sprechen.
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