Wie wir wirken, entscheidet – nicht wie wir uns sehen

Veröffentlicht am 22. Dezember 2025 um 17:32

Warum Feedback unverzichtbar ist und was das Johari-Fenster damit zu tun hat

Hast du dich schon mal gefragt, wie du auf andere wirkst, bevor du überhaupt etwas sagst?

Ich tue das regelmässig.
Nicht aus Unsicherheit, sondern aus Erfahrung.

Mein Erscheinungsbild polarisiert. Und genau deshalb weiss ich:
Das Bild, das ich von mir habe, ist nicht automatisch das Bild, das andere sehen.
Zwischen Absicht und Wirkung liegt oft eine Lücke. Manchmal eine ziemlich grosse.

Selbstwahrnehmung ist bequem – Fremdwahrnehmung ist ehrlich

Wir alle haben ein inneres Bild von uns selbst.
Wie wir kommunizieren. Wie wir führen. Wie wir auftreten.

Das Problem:
Dieses Bild ist selten vollständig und noch seltener objektiv.

Hier kommt das Johari-Fenster ins Spiel. Nicht als trockenes Modell, sondern als Denkrahmen, der brutal ehrlich ist.

Es zeigt im Kern vier Bereiche unserer Persönlichkeit:

  • Dinge, die wir von uns kennen und die auch andere sehen
  • Dinge, die anderen auffallen, uns selbst aber nicht
  • Dinge, die wir bewusst für uns behalten
  • Dinge, die noch niemand erkennt – auch wir selbst nicht

Der kritischste Bereich ist dabei nicht das Verborgene.

Es ist der blinde Fleck.

Der blinde Fleck – dort, wo es weh tut

Der blinde Fleck umfasst all das, was andere längst wahrnehmen, wir selbst aber nicht sehen oder nicht sehen wollen.

Zum Beispiel:

  • Tonfall, der härter wirkt als beabsichtigt
  • Klarheit, die als Dominanz interpretiert wird
  • Zurückhaltung, die als Desinteresse gelesen wird

Genau hier scheitern Führung, Zusammenarbeit und Veränderung.
Nicht, weil Menschen unfähig sind.
Sondern weil Wirkung nie thematisiert wird.

Feedback ist kein Wohlfühl-Instrument

Feedback hat ein schlechtes Image.
Zu emotional. Zu kritisch. Zu heikel.

In Wahrheit ist Feedback nichts anderes als ein Spiegel.
Es sagt nicht, wer du bist.
Es zeigt, wie du ankommst.

Und genau das macht es so wertvoll – und so unbequem.

Feedback verkleinert den blinden Fleck.
Selbstoffenbarung schafft Vertrauen.
Beides zusammen vergrössert die gemeinsame Wirklichkeit.

Was das für Führung und Zusammenarbeit bedeutet

In meiner Selbstständigkeit erlebe ich es täglich:
Es fehlen selten Prozesse, Methoden oder Tools.
Es fehlt der Mut zur ehrlichen Rückmeldung.

Organisationen reden über Kultur, Vertrauen und Entwicklung.
Aber sie vermeiden genau das Instrument, das all das möglich macht.

Ohne Feedback:

  • bleiben Missverständnisse bestehen
  • wiederholen sich dieselben Konflikte
  • stagniert persönliche Entwicklung

Mit Feedback:

  • entsteht Klarheit
  • wächst gegenseitiges Verständnis
  • wird Veränderung überhaupt erst möglich

Meine persönliche Erkenntnis

Selbstwahrnehmung fühlt sich gut an.
Fremdwahrnehmung macht wirksam.

Wer Feedback vermeidet, schützt sein Selbstbild.
Wer Feedback zulässt, erweitert seine Wirkung.

Die entscheidende Frage ist deshalb nicht, ob du Feedback bekommst.
Sondern ob du bereit bist, es wirklich zu hören – auch dann, wenn es unbequem wird.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.